Bäume als Lebensraum
Lohnt es sich bei Stadtbäumen auf den Naturschutz zu achten? Ich würde diese Frage mit „Ja“ beantworten, auch wenn viele besonders seltene Tierarten in der Stadt nicht Fuß fassen können. Die gegenwärtige Situation hat der Biologe Hermann Remmert mit einer Reise in einem Flugzeug verglichen, an dem Mechaniker vor dem Start einige Schrauben entfernen, die wegen der kalkulierten Sicherheitsreserve nicht absolut notwendig sind. Im Unterschied dazu ist die Sicherheitsreserve unseres Planeten unbekannt, wir können die Fluggesellschaft nicht wechseln und wissen nur bruchstückhaft, welche Organismen stärker systemrelevant sind. Umso artenärmer Ökosysteme werden, desto leichter können sich einzelne Arten invasiv vermehren, und umso unberechenbarer wird die Entwicklung.
Auch bei Stadtbäumen bieten Mischbestände wesentlich mehr Lebensraum als Monokulturen. Zahlreiche Pilze, Bakterien oder Insekten sind auf einzelne Baumarten oder Teile von Gattungen spezialisiert. An vielen Standorten bietet eine Kombination aus heimischen und gebietsfremden Baumarten die meisten Vorteile. Baumarten aus anderen Kontinenten stellen keine „ökologische Wüsten“ dar. Die Universität Würzburg hat 2017 heimische Eschen, Winterlinden und Hainbuchen mit Blumeneschen, Silberlinden und Hopfenbuchen verglichen. Die drei Baumarten aus Südosteuropa bieten ähnlich viel Lebensraum. Es ist durchaus möglich, dass Baumarten aus Asien und Amerika ebenfalls besser abschneiden, als vielfach vermutet wird.
Die Fachliteratur stuft folgende Lebensräume als besonders bedeutend ein:
Die Habitate sind in der Stadt auch deswegen selten, weil ein Teil von ihnen die Bruchgefahr erhöht. An kleineren Bäumen sind eher Lösungen möglich, die den Naturschutz stärker berücksichtigen. In schwach frequentierten oder unzugänglichen Grünflächen können seltene Lebensräume gezielt geschaffen werden, indem zum Beispiel stark geschädigte Bäume erst in einer Höhe von 5 – 10 Metern gefällt oder sich selbst überlassen werden. |